Was ist geschehen?
Am 19.12.1980 wurden Shlomo Lewin und Frida Poeschke in ihrem Wohnhaus in der Erlanger Ebrardstraße mit jeweils vier Pistolenschüssen ermordet. Gemeinsam setzten sich Poeschke und Lewin für die christlich-jüdische Verständigung ein und Lewin, Rabbiner, Gesellschafter des Judaicaverlages Ner Tamid und Vorsitzender der israelitischen Kultusgemeinde in Nürnberg, arbeitete vor seiner Ermordung intensiv am Aufbau einer eigenen Kultusgemeinde in Erlangen.
Die Tat wurde von Uwe Behrendt, einem Mitglied der rechten Studentenvereinigung Hochschulring Tübinger Studenten und der neonazistischen Wehrsportgruppe Hoffmann, verübt. Einen politischen Tathintergrund schlossen die staatlichen Behörden schnell aus und ermittelten stattdessen schließlich über Monate hinweg im Umfeld der Kultusgemeinde. Die am Tatort gefundenen Beweisstücke hätten allerdings von Beginn Schlüsse auf das Umfeld der Wehrsportgruppe Hoffmann nahegelegt, deren Gefahr von der bayrischen Landesregierung unter Franz-Josef Strauß immer wieder verharmlost worden war. Hingegen hatte gerade Lewin immer wieder vor Hoffmann und seiner Organisation gewarnt.
So wurde am Tatort eine Brille von Franziska Birkmann gefunden, der damaligen Lebensgefährtin von Karl-Heinz Hoffmann. Zum ersten Mal befragt wurde Birkmann erst fünf Wochen nach dem Attentat. Hoffmann selbst hatte dabei geholfen, Beweise zu vernichten, indem er zum Beispiel die Kleidung verbrannte, die Behrendt während der Ausübung der Tat trug. Ebenso soll er den Schalldämpfer hergestellt haben, der von Behrendt beim Attentat verwendet wurde. Von der später erhobenen Anklage wegen gemeinschaftlich begangenen Mordes wurde Hoffmann freigesprochen. Behrendt setzte sich kurz nach der Ermordung Lewins und Poeschkes in den Libanon ab, wohin die Wehrsportgruppe mit ihrem Ableger WSG Ausland gute Kontakte pflegte. Dort kam er durch ungeklärte Umstände ums Leben – vermutlich tötete er sich selbst.